Über die Kieler Informations- und Beratungsstelle für männliche Betroffene von sexueller Gewalt informiert der Diplom-Sozialpädagoge Florian Krampen
Auch Männer sind häufig von sexueller Gewalt betroffen. Unterschiedliche Studien ergeben, dass zwischen 5 und 10 % aller Männer im Laufe ihres Lebens mindestens einmal von sexueller Gewalt betroffen sind, am häufigsten von sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Bis heute ist die Betroffenheit von Männern extrem tabuisiert. Die Erfahrung, Opfer von Gewalt zu sein, widerspricht den gesellschaftlichen Rollenerwartungen an einen Mann. Sowohl die Betroffenen als auch deren Umfeld haben es kaum gelernt, darüber zu sprechen und die Täter und Täterinnen bleiben unbehelligt. Gleichzeitig fördert das Schweigen über die sexuellen Übergriffe die gesellschaftliche Abspaltung des Themas, was auch zur Folge hat, dass es nur sehr wenige spezialisierte Beratungsangebote für betroffene Männer gibt.
Seit Juli 2012 besteht in Kiel die Informations- und Beratungsstelle für männliche Betroffene von sexueller Gewalt. Das landesweite Angebot richtet sich an betroffene Männer ab 16 Jahren, deren Angehörige und an professionelle Unterstützer/innen. Die meisten Klienten wurden als Kind sexuell missbraucht und bekommen in der Beratungsstelle häufig erst nach Jahrzehnten erstmals die Gelegenheit, um im geschützten und vertraulichen Rahmen darüber zu sprechen, was vielfach bereits zur erheblichen Entlastung führt. Weiterführender sind jedoch die angestoßenen neuen Verarbeitungswege, um konstruktive Lösungen und einen veränderten Umgang mit Traumafolgen wie Depressionen, Selbstzweifeln, Angst, Suchtverhalten oder Arbeitslosigkeit zu finden. Dazu bietet die Beratungsstelle eine geschlechtsspezifische psychologische Beratung und unterstützt bei der Suche nach geeigneten Therapieplätzen.
Weitere Informationen unter www.maennerberatung-kiel.de .