In der aktuellen Ausgabe (Mai 2014) der Zeitschrift Report Psychologie ist ein Interview mit Prof. Dr. Kirsten von Sydow nachzulesen, die im Rahmen einer Hamburger Elternschaftsstudie ausgewertet hat, was werdende Väter bewegt, wenn sie ihre Frauen bei der Geburt im Kreißsaal beigestanden haben. Mittlerweile unterstützen über 80 % der Väter ihre Frauen bei der Geburt. Dies allerdings – so die Professorin - nicht immer ganz freiwillig, da mittlerweile der soziale Druck bei der Geburt mit dabei zu sein, enorm hoch sei. So berichteten die befragten Männer, dass sie insbesondere von ihren Ehefrauen und Hebammen eine entsprechende Erwartung wahrnehmen würden.
Gemischt war dann auch vor und bei der Geburt bei vielen Männern die Gefühlslage. Auszuhalten, dass die Frau über Stunden schwere Schmerzen habe und bei Geburtskomplikationen von ihnen 'nicht gerettet werden' könne, sei für viele Männer außerordentlich schwierig. Reduzieren ließe sich der Stress durch eine geschlechtergetrennte Vorbereitung. So gebe es in Hamburg eine Klinik, wo ein männlicher Frauenarzt die zukünftigen Väter auf die Geburt vorbereiten würde. Hier zeige sich, dass es für die meisten Männer leichter sein, einem männlichen Experten Fragen zu stellen.
Allerdings bleibt auch dann die Geburt eine blutige Angelegenheit und nicht jeder Mann kann gut Blut sehen. Sydow plädiert in dem Interview dafür, dass sich Männer, die in der Vorgeschichte mit Gewalt, Krankheit und Unfällen belastet sind, eher gegen ein Dabeisein entscheiden sollten.
Ich finde, dass auch ohne belastende Vorgeschichte jeder Mann das Recht hat, nicht bei der Geburt präsent zu sein. Echte Kerle stehen ihren Mann? Na klar – dann stehen sie eben dazu, wenn sie irgendwo - z.B. im Kreißsaal - ihren Mann nicht stehen wollen.